Ein
Nachmittag im Tresor
Es ist für uns alle unbegreiflich, aber gibt tatsächlich noch Anwohner rund um den Berliner Tresor, die Sonntag nachmittags lieber Ihre Ruhe haben wollen, anstatt unsere coole Musik zu hören :o))
Jedenfalls
war die Musik, als wir am Sonntag gegen 11h morgens den Tresorpark betraten,
auf kaum mehr als Zimmerlautstärke gedreht. Eigentlich war das zu diesem Zeitpunkt
gar nicht mal schlecht. Man konnte sich unterhalten ohne zu schreien und die
Sache einfach langsam angehen lassen. Es war noch relativ leer und die Leute
saßen und standen herum und unterhielten sich in der Sonne die sich mittlerweile
durch die dünne Wolkendecke durchgekämpft hatte und zum Vorschein kam. Aber
Sonne und chillen hin oder her, wir gingen erst mal runter in die Dunkelheit
des Tresors :o). Es dauerte eine Weile, bis wir uns in der totalen Finsternis
(zumindest wenn man von draußen rein kam) die Treppen hinab bis zur Tanzfläche
vorgetastet hatten.
Die Musik drinnen war jedenfalls sau fett, und auch die Leute feierten noch
was das Zeug hielt. Also verweilte ich erst mal für ein zwei Stunden und lauschte
dem DJ der da auflegte (s. Bild 3) und schoss auch gleich ein paar Photos
und feierte mit den Leuten.
Als ich
gegen 13h wieder an der Oberfläche ankam war gerade Richie Hawtin am Set (s.
Bild 8). Auch sein Set bestand aus den aktuellen Schranz Tracks die auch schon
unten im Tresor zu hören waren. Es war mittlerweile auch ziemlich voll (s.
Bild 9) aber die Leute waren trotz der etwas zu leisen Musik eigentlich alle
gut drauf, auch wenn die Leute weniger tanzten, sondern sich auf oder um die
Tanzfläche unterhielten.
Gegen 14h fing dann Sven Väth mit seinem Set an. Mit der Zeit wurden die "Lauter
!!"- Rufe immer zahlreicher. Und um ca. 16h wurde dann die Musik endlich aufgedreht.
Und fast gleichzeitig war auf der Tanzfläche die Hölle los... Sven Väth heizte
die Menge weiter an, und nun konnte auch zwischenzeitlicher kurzer Regenschauer
die Menge nicht mehr bremsen. Leider war das Glück nur von relativ kurzer
Dauer, denn um ca. 18:30h wurde die Musik dann wieder leise.
Kurz nach 19h fing Sven Väth dann an die guten alten Klassiker zu spielen,
von "Der Klang der Familie" über Hardfloor's "Accperience one" bis "Vernon's
Wonderland". Und auch die Musik wurde um kurz später noch mal lauter, worauf
die Leute begeistert die Hände in die Luft hoben und jubelten was das Zeug
hielt (s. Bild 36). Nach einer Zugabe war es dann um kurz nach 20h endgültig
vorbei, obwohl die Leute mindestens noch eine viertel Stunde dastanden und
nach einer Zugabe riefen. Ich verließ das Gelände um ca. 21h, obwohl es im
Tresor drinnen noch weiter ging bis Montag abend.
Der einzige
der mich an diesem Tag dumm anprolte (ganz im Gegensatz zu seinem guten Ruf
*hehe *) war Marc Spoon, als ich das Photo von ihm schoss (s Bild 31). Ich
winkte ihm noch freundlich zu und rief "Huhuu !", und er schrie mich nur an
wie ein Verrückter "Hau bloß ab du ! Hau ab !!". Na ja, wenn man mit Big-Brother-Verena
Hand in Hand durch den Tresorpark läuft hat man es ja auch nicht nötig, sich
von irgendeinem dahergelaufenem No-Name-Raver fotografieren zu lassen. Obwohl,
ich bin mir sicher, wäre ich Photograph eines größeren Szene-Magazins oder
eine 1.70m große 90-60-90 Blondine gewesen, wäre er mir sicherlich vorbildlich
in den Arsch gekrochen. Aber "love, peace und family" ist natürlich auch nur
etwas, was man der Öffentlichkeit vorheuchelt um ein paar mehr "Jam & Spoon"
CDs ect. verkaufen, und so noch mehr Kohle zu scheffeln zu können. Nicht,
dass das etwas mit dem realen Clubleben zu tun hätte... sonst müsste man sich
ja zum Schluss noch mit dem gewöhnlichem, niederen Ravervolk abgeben. Und
so was hat ein Markus Löffler natürlich mal überhaupt nicht nötig. Da sieht
man dann, wer für die Szene und die Musik steht und für das, was uns zusammenbringt.
Alles in allem für mich natürlich ein herber Rückschlag, wo ich doch jedes
Wochenende auf irgendwelchen Spoon - Events bin wie ihr anhand meiner Partyberichte
ja sehen könnt ;o)) .
Leider war das Bild ziemlich verwackelt. Ich musste ja auch sehen, dass ich
da wieder wegkomme. Aber ein wenig Nachbearbeitung mit Photoshop und schwups...
da war es dann doch: Das wahre Gesicht der Marc S. Schonungslos und unter
dem Einsatz seines Lebens aufgedeckt von Rob-X-clusive *gg *. Da seht ihr
mal was ich alles für Euch durchstehe :o)) .
Als absolut krasser Gegensatz dazu Chris Liebing. Bereitwillig lächelte er in meine Kamera und ich wäre nach diesem Bild ja auch schon überglücklich wieder abgezogen. Er schlug aber auch gleich vor noch ein Bild von uns beiden zusammen machen. Und als wäre das nicht genug bekam ich danach noch einfach so seine neuste Platte in die Hand gedrückt, die er an diesem Tag wohl promotete. Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte. Und wieder: Da sieht man wer für die Szene und für die Musik steht.
Ansonsten war es ein super geiles Event an diesem Nachmittag, auch wenn es wie gesagt doch ziemlich voll und die Musik einen grossteil des Nachmittags einfach zu leise war. Außerdem war der Eintritt mit 55 DM nicht gerade das, was ich als billig bezeichnen würde. Schade, dass der Tresor Gerüchten zu Folge ja abgerissen werden soll und dies somit wohl der letzte Tresorpark war. Wieder ein Club der ersten Stunde der sein Pforten schließt ! Echt traurig !
Zur Parade selbst:
Also,
das war jetzt meine siebte Parade in Folge und ich muss sagen, es war echt
die asozialste die ich bis jetzt erlebt habe. Vor meiner Nase fand erst mal
ne fette Schlägerei statt. Als Raver gestylte IQ15 - Schläger stürzten sich
auf einen anderen der eigentlich gar keinen Ärger wollte und droschen wie
wild auf ihn ein. Ein paar Leute die dazwischen gingen bekamen noch gleich
mit eine ab. Während der ganzen Abschlussveranstaltung flogen andauernd leere
Plastikflaschen und Getränkedosen durch die Gegend, mein Nebenmann bekam eine
an den Hinterkopf. Ist zwar nix groß passiert, aber trotzdem... Noch dazu
schossen irgendwelche Hirnis (wie die Jahre zuvor allerdings auch schon) dauernd
Feuerwerkskörper über der Menge ab. Ich hab mich schon immer gefragt was wohl
mit den abgebrannten Resten passiert. Diesmal bekam ich live die Antwort geliefert,
als mich so ein noch glühendes Ding -Gott sei Dank nur an der Schulter- traf.
Wo man hinschaute begegnetem einem Leute, die kaum noch gerade laufen konnten,
durch die Menge schwankten, jeden anrempelten und wenn einer was sagte, gabs
gleich eines auf die Fresse. Live miterlebt von meinen Kumpels, die übrigens
ganz woanders standen als ich.
Ich habe auch noch nie so wenig Leute tanzen sehen wie dieses Jahr (wahrscheinlich
weil die meisten mit der Musik eh nix anfangen konnten). Die meisten standen
nur da und wippten ein wenig im Takt der Musik oder hoben die Hände in die
Luft. Viel mehr war eh nicht möglich.
Ne ne,
die Loveparde ist schon lange nicht mehr das was sie mal war, aber dieses
Jahr habe ich das erstmal richtig zu spüren bekommen. Mit dieser Meinung stehe
ich übrigens nicht alleine da. Fast alle die dabei waren, waren der selben
Ansicht. Und sogar in einer Berliner Zeitung stand am Montag, dass viele dieser
Ansicht waren: "Zu viel Alkohol, zu viel Aggression, viele wollen nächstes
Jahr nicht wieder kommen". Leider weiß ich nicht mehr genau welche Zeitung
das war... Berliner Morgenpost oder so...?
Und das war erst der Anfang, da bin ich mir sicher. Es gehen sowieso immer
weniger Leute dahin denen, wirklich etwas an der Musik liegt. Und das werden
nächstes Jahr bestimmt noch weniger sein. Die Loveparade hat sich meiner Meinung
nach zum Werbeumzug für Ballermann 6 Touristen, Kegelklubs mit Blümchen CD-Sammlung
und Big Brother Fans entwickelt. Damit habe ich nichts mehr zu tun.
Jemand,
der zum ersten mal auf die Parade fährt mag sich vielleicht jetzt denken:
"Na und, das ist doch auf jedem grösserem Volkfest so". Das mag ja sein, jedoch
die Parade die ich einmal gekannt habe war kein "Volksfest", die war anders.
Sehr anders sogar. Es war ein Miteinender nicht ein Gegeneinander. Na ja,
die Leute, die diese Zeiten noch miterlebt haben wissen sicherlich was ich
meine. Kann man nicht in Worte fassen... Es war einfach "Der Klang der Familie"
..das trifft es vielleicht wirklich am besten.
Am Samstag nach der Parade war ich so abgeturnt, dass ich echt am liebsten
gleich wieder heimgefahren wäre... aber die Rückfahrt war nun mal auf Montag
abend angesetzt, Gott sei Dank (im nachhinein), sonst hätte ich noch glatt
den Tresorpark am Sonntag nicht miterlebt, der wirklich (für mich zumindest)
ein positiver Gegenpol zur Parade war.
Um ein bisschen Objektivität zu bewaren, vielleicht ein paar positive Aspekte der Lopa:
Die Musik bei der Abschlusskundgebung war eigentlich durchweg geil. Es gab weniger Müll und es wurde weniger Alkohol (nur Radler) und auch nur in Plastik-Mehrwegflaschen ausgeschenkt. Zumindest an den offiziellen Ständen. Es kam mir auch so vor, als wäre nicht ganz so viel Werbung an den einzelnen Wagen gewesen wie letztes Jahr. Außerdem war auch so ein Gedrängel, da ja weniger Leute da waren.