Split @ Turnmills, London 07. FEB 2004
Chris Finke, Ben Sims, Oliver Ho (live), Derrick May, Surgeon
Turnmills ist eine recht bekannte Location, und die beruehmte Fabric ist auch nur um die Ecke gelegen. Trotzdem war es am Samstag mein erster Besuch dort. Ich hatte sehr hohe Erwartungen an den Abend, was groesstenteils am grandiosen line up lag.
Leider waren die Veranstalter (www.splitmusic.net) alles andere als kooperativ und erteilten mir nichtmal eine Fotoerlaubnis. Wie erwartet war der Laden um Mitternacht brechend voll. Die Musik war auch schon ertraeglich. Leider kann ich nicht genau wiedergeben, wer da wann genau aufgelegt hat, da es mir nicht moeglich war ganz nach vorne zum Nachschauen zu gehen. Auf jeden Fall schien Chris Finke den Anfang zu machen. Daraufhin legte dann Ben Sims mit seinem markanten Sound los. Die Stimmung war bereits spitze. Um 1Uhr war es Zeit fuer Oliver Hos live act, der ganz ordentlich war.
Dies alles sollte ja nur der Vorgeschmack auf den grossen Derrick May sein, auf dessen 3-Stunden-Set sich schon jeder freute. Zu dem Amerikaner kann ich allerdings leider nur eines sagen: TOTALAUSFALL! So ein miserables Set hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gehoert und werde ich auf hoffentlich nie wieder in meinem Leben hoeren muessen. Kein Techno, sondern eher House! Mit den Uebergaengen nahm er es auch nicht immer genau. Als mal einige Minuten lang ein paar halbwegs ordentliche Scheiben liefen, benutzte er zichmal hintereinander den selben Effekt bis zum Erbrechen. Es war schlichtweg unglaublich und einfach nur enttaeuschend. Es kam sogar irgendeine Melodie aus den 70er Jahren. Ich war groesstenteils damit beschaeftigt mich ueber die peinlichen Leute lustig zu machen, die auf das Geklimmpere auch noch abgiengen.
Ich fand dann aber in der Menge einige Leidensgenossen mit zumindest moderaten Fachkenntnissen. Geteiltes Leid soll ja angeblich halbes Leid sein. Um 5Uhr war dann endlich Schluss mit der Tortur. Surgeon machte mir zwar zeitweise Angst mit ein paar Electro- und Breakbeat-Klaengen, aber dabei blieb es auch. Mir war ja bewusst, dass Surgeon vor einigen Wochen in einer Bar ganz in der Naehe von Turnmills hammerhart und krass aufgelegt haben soll. Das Gleiche bekam ich vor meiner Heimreise dann auch noch zwei Stunden lang zu hoeren. Surgeon ueberzeugte mit ein paar seiner alten Kracher, aber hauptsaechlich mit heftigen Scheiben, die mir zumindest neu waren.
Der Abend muss einfach als riesengrosse Enttaeuschung festgehalten werden. Die Anlage in Turnmills kann auch nichts. Vielleicht waere sie in einer Dorfdisko in Sachsen-Anhalt angebracht, aber nicht in der Londoner City. Mit The End oder Fabric kann der Laden weder als Location noch soundtechnisch mithalten. Ausserdem meinen die Securities in dem Schuppen, dass sie in der Matrix seien. Sie tragen zumindest die gleichen Maentel und fuehren sich auf die Chefs. Da darf man keine Sekunde auf der Treppe stehen bleiben, und vermeintliche Drogendealer werden sofort anhand der groesstmoeglichen Maglites erspaeht.
Am Rande sei noch eine interessante Observation von der Heimreise zur erwaehnen. Vor der U-Bahn-Station standen mehrere Autos der British Transport Police. Da ich es ja gewoehnt bin in Deutschland auszugehen, versetzte mich der Anblick in Panik. Ein kurzer Blick in die Eingangshalle beruhigte mich jedoch. Die Polizei scheint hier nur die Diskobesucher beschuetzen zu wollen. Oh, wie ich mich schon wieder auf die Time Warp brought to you by Polizei Baden-Wuerttemberg, Hessen und Saarland freue!
Jörg
back