Berlin
Underground
[ Mai 2003 ]
THX Ensonik for report !
Zur Abwechslung gibts heute mal einen Bericht von einer der berüchtigten
illegalen Berliner Untergrundparties. Wenige Tage vor der Party bekam ich
eine Email, in der ein Zeitpunkt angegeben war, zu dem man an einem Treffpunkt
irgendwo in Friedrichhain kommen sollte.
Ich rechnete mit ein paar versprengten "Untergrundkämpfern",
doch als ich zum Treffpunkt kam, warteten bestimmt schon hundert Leute. Irgendwann
folgte dann die Meute jemandem zu einem weiteren (stockfinsteren) Sammelpunkt,
wo wir erst einmal ca. 20 min warten mussten. Eigentlich gar nicht so unangenehm,
denn so konnte man schon mal ein paar Leute kennenlernen.
Anschließend wurde die Gruppe zu einem abgesperrten Grundstück
geführt, auf dem ein ziemlich verfallenes Gebäude stand. Im wahrsten
Sinne über Stock und Stein konnte man entlang einer Reihe von Teelichtern
ins Innere der weitläufigen Ruine gelangen, bis zu einem Gewölbe
in dem erneut auf den Einlass gewartet wurde. Einmal drin, ging es dann über
eine steile Treppe in den Keller, wo die Party auf mehrere Räume verteilt
stattfand.
Zum einen gab es einen Bereich mit "klassischer Partymusik", wie
man sie von Studentenparties kennt und fürchtet ;-) - etwas tiefer im
Labyrinth war ein weiterer Bereich, der dem Techno vorbehalten war, sowie
weitläufige Chill- und Versorgungsräume. Erstaunlicherweise war
es ziemlich voll - so mancher legale Berliner Club wäre froh an einem
Freitag so viele Besucher zu haben. Die Musik war weitgehend Tech-House lastig
und die Leute feierten recht ausgelassen bis exzessiv.
Die Party musste zweimal unterbrochen werden, um ein Entdecktwerden zu verhindern.
Leider gelang dies letztendlich nicht, denn um ca. 3 Uhr mußte der DJ
überraschend die Party für beendet erklären. Ein Zivilbeamter
hatte ihn offensichtlich dazu aufgefordert. Etwas unwillig und zunächst
ungläubig verließen die Leute dann das Gebäude und verloren
sich in der Nacht.
Ein Teil folgte jedoch dem DJ in den etwas legaleren "Loveclub",
dessen Adresse er noch durchgeben konnte. Dem Betreiber dieses Clubs war es
anzusehen, daß er über den unerwarteten Besucherandrang höchst
erfreut war. Der DJ der Untergrundparty hatte sich extra vor dem unauffälligen
Eingang postiert und die nach und nach ankommenden Leute hineingelotst. Der
Club war erstaunlich klein - die Tanzfläche hatte nur etwa Wohnzimmergröße.
Obwohl nur ein Bruchteil der ursprünglichen Besucher eintraf, wurde es
deswegen trotzdem voll. Die Musik tendierte hier mehr Richtung House, durchaus
mal auch mit bekannten Hits aus den 80ern aufgelockert. Mit der Zeit wurde
die Party immer ausgelassener und wilder, so daß der Abend trotz der
aufgelösten Kellerparty noch gerettet war. Irgendwann zwischen 6 und
7 Uhr wurden es dann weniger als 10 Leute, so daß ich mich ziemlich
erschöpft auf den
Heimweg machte.
esonik
back