Feiern
vor der Großbaustelle
Es
war mal wieder soweit..... 3 Jahre ist es schon wieder her, seit das Omen
seine Pforten schloss, dennoch versammelten sich an diesem Abend wieder um
die 2000 Menschen um in Erinnerung an die wohl wichtigsten Techno-Wurzeln
im Frankfurter Raum, wahrscheinlich sogar von ganz Deutschland, vielleicht
sogar mit von der ganzen Welt zu schwelgen.
Als
wir um kurz vor 21.30h in der Junghofstrasse eintrafen war bereits die Hölle
los. Trotzdem wirkte die Kulisse ein wenig trostlos, denn da wo früher
das Omen stand war jetzt nur noch eine große Baugrube, so dass nun auch
diese letzte Denkmal einzig und alleine in der Erinnerung der Feiergemeinde
jener Tage zurückbleiben wird.
Josip von Toxic-Family machte den Anfang, allerdings bin ich erst um kurz
vorm Ende seines Sets in der Junghofstrasse angekommen, deswegen habe ich
nicht mehr allzu viel davon gehört. Vom Gefühl her würde ich
sagen, klassische Sounds aus Guten alten Omentagen, jedoch waren die Tracks
glaub ich nicht so alt. Ich kann mich noch ein paar typische 303 - Acidtracks
erinnern, das war's eigentlich schon fast. Den Leuten hat's auf jeden Fall
gefallen.
Danach
ergriff DJ SLAM die Turntables. Er hatte den Klassiker-Teil des Abends übernommen
und präsentierte bekanntere und unbekanntere Tracks aus vergangenen Tagen,
was der Stimmung noch mal einen gehörigen Pusch gab. Dann wurde die Musik
etwas leiser gedreht, und DJ SLAM hielt zu den Klängen von "Astral
Pilot" die Ansprache für den diesjährigen OMD.
Der erste Teil der Rede waren die tiefgreifenden Worte meines guten Freundes
Marc / Ohyate der ja zur Zeit in Singapur lebt. Wie ich meinem Freund Grille
(DJ SLAM) auch schon an diesem Abend in einem Gespräch mitteilte, empfand
ich die fast religiös und prophetisch anmutenden Worte für einen
geschlossenen Club in diesen Zeiten fast ein wenig überdimensioniert.
Wie DJ SLAM mir erklärte, sollte dieser erste Teil eigentlich aber auch
nur zeigen, was das Omen einzelnen Menschen bedeutet hat.
Der zweite Teil der Rede war dann schon mehr auf die derzeitigen "Problematiken"
zugeschnitten, wie sie in diversen Gästebüchern ständig diskutiert
werden:
Mehr Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Musikstilen und der jüngeren
Partygeneration, respektvollerer Umgang mit seinem Körper, Integration
statt Separation, mehr Bewusstsein für die Freiheiten die wir (im Gegensatz
zu vielen anderen) genießen dürfen. Dank dieser Worte -- die wohl
auch auf die Geschehnisse in der Welt anspielten -- hat sich dieser OMD seinen
Status als "echte" Demonstration wirklich mehr als verdient. Bleibt
nur zu hoffen, dass sich viele diese Worte in einer ruhigen Stunde nochmals
zu Gemüte führen und vielleicht ein paar Dinge in ihrem Leben ändern.
Nach
diesem Set übernahm dann Jan Solo die Turntables der den trancigeren
Teil des Abends übernahm. Es einige Tranceklassiker aus alten Omenzeiten
zu hören, die meisten Tracks waren mir persönlich jedoch unbekannt.
Ich vermute aber, dass mit diesem Set wohl der Samstag Abend im Omen repräsentiert
werden sollte, der ja bekanntlich DJ Dag gehört hatte.
Ganz
nach dem Motto "Treffen der Generationen" legte Steve von Omencity
(MrM) dann zum Schluss vorwiegend die alten, minimalistischeren Vinylscheiben
auf den Plattenteller, welche (rein klangmässig) dem aktuellem Frankfurter
Clubsound wohl am nähsten kamen und daher dem jüngeren Publikum
wahrscheinlich am meisten zugesagt haben. Auch hier wurde die Tonnadel wieder
auf viele alte Spurrillen des minimalen Sounds gesetzt, vor allem das vorletzte
Stück hat sich bei mir eingeprägt: Hart und willenlos schräg
meine ich diesen Track noch vom Omen her gekannt zu haben. Insgesamt ein recht
hartes und minimalistisches Set.
Nach
einer Zugabe ("Metal Master") war dieser Omen Memorial Day dann
um ca. 1.15h zu Ende. Insgesamt wieder eine schöne Party, auch wenn lange
nicht so viel getanzt wurde wie die Jahre davor. Viele nutzen die Gelegenheit
wohl eher um sich mit alten Bekannten zu unterhalten. Aber alle waren gut
drauf und wir hatten eine friedliche Party, das ist die Hauptsache. Ein paar
gute alte Klassiker mehr hätten es insgesamt aber schon sein können.
Kurz
nach Ende der Veranstaltung machten gingen wir los um Nahrung aufzunehmen
und dann Richtung MTW zu pilgern, wo die offizielle Afterhour des Abends stattfinden
sollte.
Gegen
2 Uhr kamen wir dann am MTW an, wo draußen die Hölle los war. Jeder
der sich bei der Memorial Feier einen Stempel abholte konnte für humane
10 DM in den Club rein. Drinnen war's dann auch wirklich knall voll. Um 2
Uhr war gerade noch Toni Rios am Set, später irgendwann übernahm
dann Frank Lorber, und zum Schluss legten beide im Tandem auf. Auf die Musik
will ich jetzt gar nicht so detailliert eingehen, weil das fast das normale
Programm war. Ich hatte eigentlich schon erwartet, dass man ein paar gute
alte Omenklassiker hören würde, immerhin sollte dies ja die offizielle
Afterhour sein. Aber nix war's. Außer "Amphetamin" (und den
kann man ja eigentlich nicht zählen, weil den hatte Frank Lorber auch
schon letzte Woche im U gespielt) gab's nur den aktuellen, recht harten und
minimalistischen Sound. Also kein spezielles Programm zur Erinnerung an das
Omen und für die zahlreichen OMD Besucher an diesem Abend. Schon etwas
enttäuschend. Das Set, dass die beiden darboten war zwar schon gut, aber
wie gesagt für diesen Abend hatte ich mir (und viele andere auch) von
den beiden Ex-Omen Residents eigentlich etwas anderes erwartet. Nun ja. Dafür
gab's zwischendrin mal einen ungewöhnlich ausgedehnten Teil mit echt
lower Musik. Ein paar meiner Freunde fanden es fast zu langweilig, für
mich aber eine willkommene Abwechslung zum sonstigen stundenlangen nonstop
Geschrubbe.
Im
"Kleinen Club" gab's zwar Klassiker en masse von Torsten Stauder,
Lausch und Aki, aber natürlich war es da fast zu eng zum Tanzen, und
Klassiker hin oder her, die Atmosphäre dort ist natürlich kaum vergleichbar
mit der im großen Club.
CU
next year.
Die Rede auf dem OMD
3 Jahre ist es nun her, 3 unendlich lange Jahre sind es,
die inzwischen die Zeitspanne bestimmen in der wir leben, in der wir feiern,
in der wir manchmal ein wenig orientierungslos durch die Welt schreiten, auf
der Suche nach vergangenen Tagen, Momenten und Erinnerungen des Glückes...
3 Jahre ist es nun her, daß sich die Pforten, des wohl legendärsten
Clubs der Weltgeschichte schloss. Doch, wenn ich manchmal an diesem Ort vorbei
laufe, höre ich ein Flüstern. Ein Flüstern, was mir Melodien
aus längst vergangenen Tagen in Erinnerung ruft... manchmal sagt es:
The Age of Love, The first Rebirth, Vernons-Wonderland und manchmal sagt es:
Ritual of Life, Into the Nature oder Metal Masters "Spektrum".
In
jenen Augenblicken, halte ich inne, ein unsichtbares Lächeln zaubert
sich in mein Gesicht, ich spüre wie die Melodien wieder lauter werden,
intensiver im Geiste meiner Erinnerungen... sie wärmen mein Herz, als
würde ich direkt in der Glut des Zaubers einer einzigen Omennacht tanzen...als
würden mich jene Melodien wieder auf ihren Mächtigen, aber sanften
Flügeln gen Himmel tragen. Ich erinnere mich, wie ich einst diese Welt
betrat. Eine Welt, die jenseits der Vorstellungskraft eines normal denken
Menschen lagen... eine Welt voller Magie, gespickt von unendlich andauernden
Energien, dessen Macht alleine mit Hilfe von nur einzelnen Klängen einen
Menschenkörper in seinen unendlichen Bann ziehen konnte. Ich erinnere
mich, wie die in der Kindheit versprochenen Traumwelten "wahr wurden"...
all die Phantasie, all die Geheimnisse menschlicher Gefühle, all die
Energie und Liebe bündelte sich an nur einem Ort, den ich mit dem verlorenen
Atlantis in Verbindung setze.
Mit dem Untergang des musikalischen Atlantis, setzten sich Energien in alle
Himmelsrichtungen frei, und zersplitterten die Phantasiewelt quer über
die ganze Erde. Manchmal wandern wir orientierungslos durch diese Welt. Zielend
bewegen wir uns auf die erneute Bündelung einst verstreuter Energien,
die sich wohl nur einmal im Jahr in ihrem Ursprung wieder begeben.
Ich hoffe, daß diese Energie am 20.10.2001 möglichst viele Herzen
trifft, um jeden noch einmal dieses Glück zu schenken, was einigen Menschen
für ein paar Jahre vergönnt war.
Dies waren so eben die Worte eines Freundes, aus einer der vielen Generationen
die im Omen waren. Heute an diesem Tage steht Ihr alle gemeinsam hier an diesem
Ort. Ihr, das bedeutet viele verschiedene Generationen, welche der Lauf der
Jahre hervor gebracht hat. Ihr seit die Jungen und die Alten. In dieser schnellebigen
Welt hat die Szene sich angepasst und wenn wir heute von Generationen sprechen,
dann liegen zwischen manchen nur wenige Jahre.
Jede Generation ist anders, doch anders bedeutet nicht unbedingt Konflikte
haben zu müssen. Konflikte sind der Keil, welcher den Zusammenhalt spaltet.
Als Anfang der 90´ziger sich die Musikszene um die Elektronische Musik
aufbaute, so waren es vor allem Worte wie "Peace, Love & Unity",
welche den Spirit dieser neuen Generation von Musikliebhabern auszeichnete.
Diese Worte klingen für manchen wie die Plakataufschrift zu Woodstockzeiten,
doch für andere war es der Leitsatz einer Familie. Einer großen
Familie von Liebhabern elektronischer Musik.
Warum seit Ihr heute hier?
Seit Ihr hier, wegen der Musik?
Seit Ihr hier, wegen den Menschen die Ihr hier trefft?
Seit Ihr hier, wegen dem Club der Legende geworden ist?
Egal welcher Grund es auch ist, in diesen Momenten hier spürt Ihr etwas
ganz besonders! Er ist noch vorhanden, auch wenn die Alten es nicht mehr so
recht glauben und die Jungen Ihn noch nicht so recht praktizieren. Aber der
Spirit ist noch da. Nehmt Ihn und tragt Ihn von hier hinaus in die Welt. Tragt
Ihn in Eure Clubs und Eure Familien, aber pflegt Ihn und laßt Ihn niemals
verschwinden. Ihn zu pflegen ist ganz einfach und bedarf nur ein paar Menschlichen
Eigenschaften.
Egal ob Jung ob Alt, tretet mit Respekt und Toleranz dem anderen gegenüber
auf. Seit open minded, für die neue und alten Dinge, für Musik auch
anderer Richtungen und für Menschen und Ihren Meinungen. Steht zu den
Dingen die Ihr mögt, aber verurteilt nicht die anderen Geschmäcker.
Seit eine Gemeinschaft und keine Einzelgänger. Respektiert und achtet
Euren Körper und straft Ihn nicht durch andauernden Betrug. Denkt auch
mal in mehr als nur einem Weg und Ihr werdet sehen, daß nicht immer
alles so ist wie Ihr zuerst glaubtet.
"Niemand weis was die Zukunft bringt" wie es auch schon Thorsten
Fenslau in einer seiner Produktionen Anfang der 90´ziger formulierte.
Diese Worte gehen vielen bei dem momentanen Weltgeschehen im Kopf umher und
allen ist klar, daß ein neues Zeitalter begonnen hat.
Und mögen wir auch machtlos gegenüber machen Dingen sein, die in
der Welt passieren , so sind wir es nicht, wenn es darum geht miteinander
zu leben und zu feiern.
Seit für einander da und genießt die Freiheit die Ihr zu Verfügung
hab und seit Euch dessen immer bewusst, was Ihr daran habt. Sucht nicht Eure
Grenzen in Dingen die nicht lohnen. Hinterfragt, seit interessiert und nicht
verschlossen. Genießt die Nacht und Ihre Vielfalt an Farben, aber flüchtet
nicht aus der Realität. Die Realität ist im Moment genau hier an
diesem Ort, aber auch da draußen im Rest der Welt. Es ist Eure Welt,
Eure Clubs und Eurer Leben. Danke für Eure Aufmerksamkeit.