Formation Label Night @ MS Connexion
Es war
mal wieder Drum&Bass vom feinsten im MS Connexion angesagt, deswegen begab
ich mich letzten Samstag mal wieder in die Mannheimer Jungle-Hochburg um mir
meine längst überfälligen Dosis Drum& Bass abzuholen. Um
ca. 0 Uhr erreichten wir das Connexion. Es herrschte eine Eiseskälte
(bis -15°C in Mannheim) und an der Tür wurden ungewöhnlich scharfe
Kontrollen durchgeführt. Jeder musste vor betreten des Clubs seinen Personalausweis
zeigen, also fast japanische Verhältnisse. Anscheinend handhabt das Connexion
das aber schon länger so, denn als wir in der kleinen Schlange vorm Eingang
standen, hatten schon alle ganz brav ihren Ausweis gezuckt. Der einzige der
ihn an diesem Tag vergessen zu haben schien war ich :-). Aber Gott sei Dank
glaubten mit dir Türsteher auch so, dass ich schon volljährig bin
(so gut hab ich mich dann doch nicht gehalten :-) und ließen mich hinein.
Drinnen angekommen war es auf der Tanzfläche noch ziemlich leer. Ich
befürchtete schon, dass sich an diesem kalten Abend die meisten den Weg
ins Connexion (und damit auch die nicht zu verachtenden 35 DM Eintritt) erspart
hätten. Aber ich sollte mich irren. Obwohl Jungle Partys erfahrungsgemäss
meist schon gegen 5 Uhr zu Ende sind, war der Club trotzdem erst gegen 1 Uhr
richtig voll.
Zum
Sound an diesem Abend kann ich im einzelnen eigentlich gar nicht so viel sagen,
da bei den DJs vom Style her für mich kaum Unterschiede festzustellen
waren. Insgesamt sehr dunkel, hart und schnell natürlich, wie man es
von Jungle gewohnt ist. Der ein oder andere Track wurde auch von mehreren
DJs gespielt, so dass man des öfteren mal eine Wiederholung zu hören
bekam.
Von DJ SS gab's an diesem Abend recht viele Klassiker zu hören und 1-2
chillige Tracks sowie ein paar Stücke, die ein wenig Richtung Old-School-Style
tendierten. Aber insgesamt auch bei ihm natürlich eher dunkel und schnell.
Fast anarchische Zustände herrschten, als gegen Ende des Ray Keith Sets
Tapes und gegen Ende des DJ SS Sets dann noch mal Vinyl-Platten verteilt wurden.
Fasziniert hat mich auch der Plattenkoffer von Ray Keith (oder wem der auch
gehört hat, denn DJ SS bediente sich auch daraus) in dem fast nur Whitelabels
zu sehen waren.
Das
Lineup war ja eigentlich bis 6 Uhr ausgelegt (s. unten). Bis 5.30 ließen
der Veranstalter die Party auch durchlaufen, dann wurde ohne Vorwarnung einfach
die Musik ausgefadet. Der MC war gerade in vollem Gange, als seine Stimme
auf einmal immer leiser wurde und plötzlich ganz weg war. Das war so
kompromisslos, dass ich es schon fast wieder cool fand ;-) Danach schauten
alle erst mal ganz schön dumm aus der Wäsche, weil laut Lineup sollte
es ja wie gesagt bis 6 Uhr gehen.
Der Eintrittspreis von 35 DM für einen (auch noch verkürzten) 6
Uhr Abend ist eigentlich ganz schön happig, wenn ich es mir so überlege.
Andererseits, wenn man richtig auf Jungle abrockt ist man nach 4-5 Stunden
sowieso schlag-KO. Den Abend verbrachte ich fast nur im großen Club.
Über das, was im "Living Room" abging kann ich deshalb gar
nichts sagen.
Was
mir an diesem Abend ein wenig negativ aufstieß, war dass die MCs (besonders
am Anfang) viel zu laut und in den Vordergrund gestellt waren. Ich weiß,
ich weiß, der MC gehört nun mal traditionell zu Drum & Bass
Partys, nur mir persönlich geht's nun mal in erster Linie um die Musik
und weniger um das Gequatsche der MCs. Bei den wenigen Malen, in denen für
eine Minute mal kein MC zu hören war merkte ich, dass die Tracks mich
viel mehr mitrissen, wenn man sich voll und ganz auf den Sound konzentrieren
konnte. Es sind nun mal einfach die Kleinigkeiten bei den Percussions, die
mit dem Bass zusammen die fetten Beats bilden, die mich beim Drum & Bass
so richtig mitziehen. Aber genau diese feinen und schönen Details gingen
im Dauergebrabbel der MCs total unter. Etwas weniger hätte schon sein
können, und wenn es nach mir ginge, dann könnten die MCs ehrlich
gesagt auch ganz wegbleiben. Aber das ist wie gesagt nur meine Meinung.
Nach
dem Jungle-Mode-Hype vor ein paar Jahren ist es schon ein wenig stiller um
die ganze Drum & Bass Szene geworden. Das heißt aber nicht, dass
es sie nicht mehr geben würde. Ganz im Gegenteil, sie ist nach wie vor
vorhanden, nur hat sie sich von dem Mitläufer-Mode-Publikum weitgehend
losgelöst und lebt nun friedlich im Underground vor sich hin. Die Party
an diesem Abend war auf der Homepage des MS Connexion noch nicht mal angekündigt,
nur per Zufall sah ich den Hinweis aus einer Szene-Homepage (www.baesse.de).
Während
in anderen Clubgemeinschaften die ältere Generation öfters schon
mal ein wenig Probleme mit dem Geschmack der jüngeren Generation hat,
ist in dieser Hinsicht im Drum & Bass Bereich seit Jahren fast alles beim
alten. Außer dem Publikum selbst hat sich kaum etwas verändert:
Outfit und Tanzstil ist der selbe, wie ich ihn seit fast 10 Jahren kenne.
Mit Schnuller, Trillerpfeifen, Stofftieren und bunten Perlenketten könnte
man sich in den angesagten 4/4-Takt Clubs wohl kaum blicken lassen ohne tiefst
verächtliche Blicke zu kassieren. Im Drum und Bass Bereich ist das das
Outfit der Partypeople (nicht aller, aber einiger) seit ich die Szene kenne.
Obwohl ich leider nur noch selten auf Drum & Bass Partys komme, fühle
ich mich deshalb trotzdem sofort immer wieder heimisch. Auch vom soundmäßig
wurde ich eigentlich noch nie enttäuscht.Der größte Unterschied
zu früher ist wohl, dass ich mittlerweile zu den ältesten zähle,
denn auch das Durchschnittsalter des Publikums hat sich in den letzten Jahren
kaum verändert :-).
Es war ein super Abend, und ich habe mich (wie erwartet) auch wieder prächtig
amüsiert.
Jungle Fuss - Akrobatik :