Hello
Underground
!
Luners, Tokyo
Das
Luners repraesentiert meiner Meinung nach wie kein anderer Club in Tokyo (von
denen die ich bisher gesehen habe) den Underground. Wobei ich auf den ersten
Blick ja erst mal skeptisch war, sah ich doch Leute mit feiner Abendkleidung
vor mir den Club betreten und mir kamen schon erste Zweifel, ob mich die Tuersteher
mit meinem Outfit ueberhaupt passieren lassen wuerden. Die Kontrollen am Eingang
waren schon denen hierzulande recht aehnlich: Ausweis wurde nicht gecheckt,
aber mein Rucksack wurde durchsucht. Der Tuersteher warf einen grossen Blick
auf meine Kamera, sagte aber nichts und nach dem ich 3500 Yen Eintritt gezahlt
und zwei Getraenkegutscheine bekommen hatte, konnte ich den Club betreten.
War mir schon mal sympathisch, dass man seine Kamera mit reinnehmen durfte
;o).
Drinnen angekommen standen wir erst mal in einem sehr feinen Internetcafe,
in dem fast nur Leute mit Anzuegen und Abendgarderobe sassen. Zwei extra dafuer
angestellte, leichtbekleidete Schoenheiten drueckten jedem Gast erst mal einen
kleinen Welcome-Drink in die Hand. Meine Freunde fuehrten mich gleich links
herum in den hinteren Teil des Cafes vor eine grosse Stahltuer, die sich erst
nach 3 Versuchen oeffnen liess. Durch die Tuer ging es zu einer Treppe die
nach unten fuehrte ... willkommen im Underground !
Der
Club war mir gleich auf den ersten Blick supersympathisch: Unten dunkel, fast
nur Strobo und ein paar bunte Scheinwerfer... fast wie im Tresor. Nur war
der Club viel groesser. Die Tanzflaeche war vielleicht 1.5-fach so gross wie
die vom MTW, aber etwas mehr in die Laenge gezogen. Ueber eine kleine Treppe
ging es auf einen staehlernen Laufsteg, auf dem ausreichend Sitzmoeglichkeiten
vorhanden waren und der dem Club eine fabrikhallenmaessige Atmosphaere gab.
Eine kleine Bar vorne rechts neben dem DJ-Pult und eine grosse Bar im hinteren
Teil des Clubs ersparten einem lange Wege wenn man mal was zu trinken wollte.
Im hinteren Teil gab es ausserdem noch die fuer japanische Clubs obligatorischen
Schliessfaecher.
Wie
es sich fuer so einen Club gehoert, war immer ein leichter Nebel vorhanden,
der zwar beschissen war um Photos zu machen, aber das Underground-Feeling
noch verstaerkte. Dunkel, neblig ... und da der Club mit einer fetten Klimaanlage
ausgestattet war herrschten ausserdem noch sehr angenehme Temperaturen und
frische Luft. Was will man mehr... ach so ja, Musik waer noch ganz nett :o)
An
diesen Abend sollten Tasaka und Mijk van Dijk das musikalische Programm des
Abends gestalten. Also wir gegen 23.30h unten ankamen war gerade Tasaka an
den Turntables. Sein Set an diesem Abend war sehr originell. Weniger harter
Sound sondern eher rhythmisch, besonders am Anfang sehr viel gebrochene Rhythmen,
soll heissen ziemlich Electrostylig. Einige Remixe von alten Scheiben gab's
auch wieder zu hoeren. Bis auf ein paar Ausnahmen fuer mich fast nur unbekannte
Tracks, unter andrem einen Track mit deutschsprachigen Samples, den auch Mijk
van Dijk spaeter spielte. Gegen Ende seines Sets wurde Tasaka dann wieder
etwas haerter (wohl als Einstimmung fuer Mijk van Dijk), aber insgesamt ein
echt originelles Set, das -wuerde ich mal sagen- von Electro ueber house-
und trancelastige, groovige Stuecke mit interessanten Flaechensounds bis hin
zum hartem Geschrubbe alles zu bieten hatte.
Gegen 2 Uhr uebernahm dann Mijk van Dijk die Turntables. Vom Namen her mir
schon bekannt, hatte ich ihn aber noch nie auflegen gehoert. Sein Set an diesem
Abend war insgesamt sehr hart und teilweise mit sehr melodioesen Flaechen
(das nennt man dann wohl Hardtrance) aber auch viele sehr minimalistische
Tracks. Mijk van Dijk gab wirklich alles fuer die Leute: Er tanzte den ganzen
Abend hinterm Mischpult mit seinem Publikum und gab seine Scratch-Kuenste
zum besten. Man merkte, dass er an diesem Abend richtig Spass hatte. Nach
langem Applaus am Ende seines Sets verliess er dann auch sichtlich geruehrt
die Buehne. Als erste Zugabe gab's dann noch ein Stueck, in dem irgendwas
auf Japanisch gelabert wurde... habe ich leider nicht so ganz verstanden (so
gut ist mein Japanisch noch nicht), aber es wahr wohl seine Art "Danke"
zu sagen.
Nach
langem Applaus kam Mike van Dijk dann doch noch mal auf die Buehne und begann
die 2. Zugabe, die er aber mittendrin abbrechen musste, da die Musik ab 6
Uhr wohl aus sein musste... In Japan sind die Sitten halt etwas strenger als
bei uns. Wenn es heisst 6 Uhr ist Schluss, dann ist auch Schluss...
Da
die Leute nach der 2. Zugabe aber immer noch klatschten und nicht aufhoeren
wollten, trat der Verantwortliche hervor und fing an (ohne Mikro) zu den Leuten
zu sprechen. Auf einmal wurde es ganz ruhig im Club, und alle lauschten den
Worten des Sprechers, der in normaler Stimme zu dem immer noch fast vollen
Club sprach und erklaerte, warum man jetzt leider aufhoeren muesse. Das fand
ich irgendwie cool. Bei uns haetten man ihn garantiert einfach ueberbruellt
auch wenn's nix gebracht haette. Hier gab man ihm die Chance auch seine Situation
zu erklaeren. Danach gab's dann auch wirklich nur noch ein paar vereinzelte
Rufe, die Leute klatschen noch mal Beifall und gingen dann brav aus dem Club.
Wobei die Security teilweise ganz schoen aufdringlich nachhalf, was mich schon
ein wenig abnervte.
Die Liebhaber von harten, trancigem Sound kamen bei Mike van Dijk an diesem
Abend sicherlich auf voll ihre Kosten. Mir persoenlich war sein Set ein wenig
zu straight, soll heissen zu viel typische 4/4 Tracks mit typischen 4/4 Hihat,
4/4 Bassdrum und 4/4 Flaechensounds. Mir persoenlich sagte Tasaka an diesem
Abend deshalb mehr zu.
Das Luners
an sich hat sich natuerlich schlagartigen auf Platz 1 meiner persoenlichen
Tokyo-Clubliste katapultiert. Wie gesagt, absolute Underground Atmosphaere,
und auch das Publikum ist auch etwas anders als sonst in den Clubs.
An dieser Stelle auch vielen Dank an Midori, die sich zwischendurch auch mal
die Kemera schnappte und einige Bilder schoss (Shashin-wo domo arigatou gozaimashita
!) Auch das Luners hat eine eigene Homepage, habe nur mal kurz draufgeschaut,
aber ich glaube das meiste ist in japanisch: www.luners.co.jp