Underground
Resistance
Detox Vol. 2
Liquidroom,
Tokyo
Als
ich erfuhr, dass es für dieses Club-Event Tickets im VVK gab überfiel
mich panikartig die Erinnerung an die 7-Stockwerke lange Schlange letztes
Jahr (siehe Bericht Liquidroom 10.08.2001). Das wollte ich mir natürlich
ersparen, also machte ich mich am Nachmittag früh auf den Weg nach Tokyo
/ Shinjuku. Ich legte in Shibuya einem Zwischenstop ein um mit einem bis zur
Unkenntlichkeit vereinfachten Plan aus dem Internet noch 2 Plattenläden
abzuklappern, in der Hoffnung dort noch ein Ticket im VVK zu bekommen. Aber
leider "sold out". Unangenehm, weil mir jetzt neben einem sehr frühen
Erscheinen am Club auch der Eintrittspreis von 4200 Yen nicht erspart blieb
(im VVK 3625 Yen - teilt es durch 115 dann habt ihr den Betrag in Euro).
Nun ja, ich wollte aber lieber früh da sein als zu riskieren, nicht mehr
in den Club zu kommen. Deswegen stand ich dann auch ganz brav um 20.30 Uhr
oben im 7. Stock vorm Eingang des Liquidroom (Beginn 22h) und wartete mit
ca. 10 weiteren ticketlosen Partypeoplen auf Einlass. Pünktlich um 22h
öffnete der Club dann auch sein Pforten, und keine 20 Minuten später
war ich endlich drinnen.
Der
erste DJ (Red Planet) war zu diesem Zeitpunkt schon zugange. Er hat mir an
diesem Abend am besten gefallen. Insgesamt sehr housig mit einigen Klassikern
dabei (z.B. "Der Klang der Familie") und viele ältere und neuere
Clubtracks. Die Übergänge liessen allerdings teilweise etwas zu
wünschen übrig. Wenn mir das schon auffällt, dann hat das schon
was zu heissen, denn ich bin der Hinsicht eigentlich recht unempfindlich.
Insgesamt war die Trackauswahl aber echt OK, etwas zu bunt gemischt nach meinem
Geschmack, aber ansonsten echt gut. Auch Tracks wie "Night of the Jaguar"
gabs als UR Einklang schon mal zu hören.
Danach
gings weiter mit dem Liveact von Chaos. Genauer gesagt "Chaos featuring
Agent Chaos, MIA, and S2". Das Gebabbel beim Liveact war mal wieder ziemlich
nervig, ausser "Fuck", "Shit" und "Hello Tokyo"
hatte es inhaltlich auch nicht viel zu bieten und war gegenüber der Musik
viel zu laut. Auch das Schlagzeug passte nach meinem Gefühl klanglich
oft gar nicht zur Musik, da hätte es ein einfacher Drumcomputer auch
getan. Der Liveact war anfangs recht Hip-Hop-Lastig (vom Rhythmus her) und
ging dann über in Electro-Beats. Es waren teilweise ja schon geile Sounds
und Rhythmen dabei, allerdings gingen die im sinnlosen MC Gebrabbel meistens
unter. Ich erkannte sogar einen ziemlich geilen Electrotrack wieder, den ich
aus einer 98iger Sven Väth Clubnight her kannte. Nur kam der Track live
und mit Dauerblabla untermalt total schlecht rüber. Die Jungs mögen
ja super Producer sein, aber Live waren sie wirklich mehr als bescheiden.
Auch musikalisch hatten sie z.B. einem Anthony Rother Liveact nichts entgegenzusetzen.
Einige meiner japanischer Partyfriends waren auch nicht sonderlich angetan,
wobei die Tanzfläche aber knallvoll war und das Publikum fett Stimmung
machte. Letzteres muss bei den Japanern aber nicht unbedingt was heissen,
weil die im Club eigentlich auf alles abfahren, wahrscheinlich selbst wenn
Heavy Metal gelaufen wäre :)
Zwischen
2 und 3 Uhr startete dann der letzte DJ durch ("Suburban Night a.k.a.
James Pennington"). Das Set war zwar originell, aber meiner Meinung nach
kaum tanzbar. Über weite Strecken hörte man total softe, "klassische"
House- und Drum&Bass-Tracks. War zwar ok, eignete sich aber mehr in einer
Bar zu hocken und sich bei einem Drink zu unterhalten, aber weniger um die
Leute zum Tanzen zu bringen. Es gab zwar auch viele Tracks die einen echt
guten Groove und geile Sounds hatten, aber dann setzte fast immer irgendeine
total nervige und wirre Melodie ein (hat mich an die Uralt-Tracks von '89
oder so erinnert) die überhaupt nicht passte und das ganze Stück
dann total blöd klingen liess. James Pennington setzte während seines
Sets ein paar mal die Musik aus, und ich dachte jedes mal, dass jetzt ein
DJ-Wechsel anstehen würde. Aber er liess sich nur kurz von den Leuten
abfeiern und machte dann musikalisch mit was komplett anderem weiter.
Zurückblickend waren seine Tracks so wie Automaten-Kaugummie: Am Anfang
schmeckts voll super, und nach 2 Minuten ist der Geschmack draussen und es
schmeckt nur noch fad. Genauso waren die Tracks: Fingen alle meist ziemlich
geil und vielversprechend an, und nach 2 Minuten war dann die Luft raus...
nur liefen die dann meist noch 8 Minuten weiter.
Um
5.15h wars dann auch schon fast zuende. Das Publikum erkämpfte sich noch
2 1/2 Zugaben (die letzte wurde abgebrochen) die vom Style her genauso waren
wie das Set davor, und um kurz nach 5.30h wars dann endgültig vorbei.
Eigentlich
hatte diese Party ja gute Voraussetzungen: Einen vollen Club, ein feierwütiges
Publikum, gute Anlage. Trotzdem war das für mich persönlich die
schlechteste Party, die ich bisher in Japan miterlebt habe. Und das, obwohl
ich viele alte Bekante wiedertraf, was den Abend noch recht lustig werden
liess. Der Eintrittspreis von 4200 Yen war auch der teuerste, den ich bisher
hier für einen Club bezahlt habe, und 5.30h die frühste Uhrzeit,
zu der eine Party (im Liquidroom) bisher endete.
Auch die
Lightshow im Club war an diesem Abend ziemlich lau. Normalerweise achte ich
auf sowas ja kaum, aber auf dem Flyer stand unter dem DJ-Lineup noch extra
der Name des LJ, also dachte ich, dass es diesmal wohl was besonderes geben
würde. Tatsächlich aber war es den ganzen Abend über total
dunkel im Liquidroom, nur ein paar Strobos blitzen rhythmisch schwach auf,
andere Strahler wurden nicht mal eingeschaltet.
Also Underground-Resistance-Kult hin oder her, ich persönlich habe keinen
der DJs / Live Acts gekannt. Beim japanischen Publikum scheinen sie aber super
bekannt und beliebt zu sein. OK, die Geschmäcker sind verschieden, aber
ich fand den Abend wie gesagt von der Musik her ziemlich schwach. Die Stimmung
war zwar teilweise echt gut, aber auch die habe ich von anderen Partys im
Liquidroom besser in Erinnerung.
Am 05. Mai ist Ricardo Villalobos im Liquidroom, mal schauen ob es da besser
wird.
Homepage:
www.liquidroom.net